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Wie werden Lebenserinnerungen im Kopf gespeichert und abgerufen?

In der Kernspintomographie zeigte sich, dass junge Menschen Erinnerungen schnell und gezielt aus einer bestimmten Hirnregion abrufen können, während Ältere dazu mehr Zeit brauchen, jedoch dabei auch größere und tiefer liegende Strukturen des Gehirns aktivieren.

Das liegt daran, dass Menschen ihre Erinnerungen im Laufe des Lebens immer wieder aufs Neue beleben und jedes Mal, wenn das geschieht, entstehen neue Vernetzungen und Verschaltungen im Gehirn. Die Erinnerungen der älteren Menschen sind daher vermutlich wesentlich weiter verstreut und müssen daher auch von mehr Arealen im Gehirn wieder eingesammelt werden.

Generell gilt, dass wenn man Erinnerungen für längere Zeit bewahren will, muss man diese immer wieder in der Gegenwart andocken, wobei etwa Fotos, Tagebücher, Briefe oder Eintrittskarten und der Austausch von Erinnerungen mit Schulfreundinnen oder Verwandten dabei helfen können.

Dabei muss man sich aber auch bewusst sein, das jedes Zurückholen einer Erinnerung diese mehr oder minder leicht verändert – das liegt am Prozess der Rekonsolidierung, der besagt, dass jedes Aufrufen einer Erinnerung diese kurzzeitig in einen labilen Zustand versetzt, d. h., beim Abruf eine Erinnerung wird diese für kurze Zeit instabil, damit dadurch das Gedächtnis aktualisiert werden kann, wodurch diese Erinnerung aber gleichzeitig durch aktuelle Situationsmerkmale veränderbar ist. Daher trifft die Annahme, dass sich eine für einen Menschen bedeutsame Erinnerung über die Zeit nicht  verändert, nicht in allen Fällen zu.

Literatur

Stangl, W. (2020). Stichwort: ‚Rekonsolidierung‘. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik.
WWW: https://lexikon.stangl.eu/13671/rekonsolidierung/ (2020-06-04)

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