Eigentlich gilt der Ruhestand als eine Phase der wohlverdienten Erholung. Aber was macht man mit all der Zeit, die man jetzt plötzlich zur Verfügung hat? Wenn Sie Lust haben, können Sie sich jetzt mit Dingen beschäftigen, die Sie schon immer interessiert haben. Und wo könnte man diesen Interessen besser nachgehen als an einer Universität oder Hochschule? Besonders diejenigen, die ihr ganzes Leben lang aktiv waren, haben im Alter oft wieder Lust zu lernen. Auch im Alter lassen Neugierde und Wissensdurst nicht nach. Deshalb bieten viele Hochschulen Studienprogramme für ältere Studierende an.
Als Senior gibt es mehrere Möglichkeiten, zu studieren. Zum einen gibt es das normale Studium, das man auch im Alter noch absolvieren kann. Hier muss man regelmäßig alle Prüfungen ablegen und bekommt einen Abschluss. Wer aber schon ein ganzes Berufsleben hinter sich hat, braucht keinen Berufsabschluss mehr, sondern kann seinen Interessen nachgehen.
Einige Universitäten haben deshalb ein separates Seniorenstudium mit einer eigenen Struktur eingeführt. Es gibt Einführungsveranstaltungen, kleinere Prüfungen und auch Leistungsnachweise und Abschlüsse – aber es hat einen anderen Schwerpunkt als ein regulärer Studiengang.
Viel häufiger ist jedoch die Teilnahme an der Lehre als Gasthörer. Hier besuchen die Studierenden Vorlesungen und können sich ihr Programm nach ihren Interessen selbst zusammenstellen, da es keine vorgegebene Struktur gibt.
Die Hochschulen entscheiden in der Regel selbst, welche Form des Studiums sie für ältere Studierende anbieten. Einige Hochschulen haben in der Regel eigene Koordinatoren für das Senioren- und Gasthörerstudium, die über Form und Ablauf beraten.
Senioren sind oft hoch motiviert: Sie wollen geistig fit und mobil bleiben, Neues entdecken, sich weiterbilden und ihre Zeit sinnvoll nutzen. Außerdem haben sie Freude daran, Menschen mit ähnlichen Interessen zu treffen und Kontakte zu knüpfen. Die soziale Komponente ist besonders wichtig, denn die Menschen kommen immer wieder, manche seit mehr als 20 Jahren. Es bilden sich Freundschaften und soziale Kreise. Diese Menschen sind lebendig, aktiv und haben viele neue Ideen im Kopf.
Für einige ist es auch die Erfüllung eines Lebenstraums, der ihnen in ihrer Jugend verwehrt blieb. Vor allem einige Frauen, die früher nicht studieren durften, erfüllen sich nun diesen Wunsch. Andere waren in ihrem Berufsleben zu sehr eingespannt und konnten nicht wirklich intensiv studieren. Das holen sie jetzt nach, manche mit beeindruckender Zielstrebigkeit.
Wie viel Kontakt und Austausch es zwischen den Gruppen gibt, ist zum einen natürlich den Studierenden selbst überlassen. Andererseits müssen auch bestimmte Strukturen der Hochschulen berücksichtigt werden. Wenn eine Veranstaltung eine begrenzte Anzahl von Plätzen hat, werden junge Studierende bevorzugt, weil sie auf einen beruflichen Abschluss hinarbeiten. Aus diesem Grund sind nicht immer alle Veranstaltungen auch für Senioren zugänglich. Viele Seminare und Tutorien sowie einige Fächer, wie z. B. Medizin, sind in der Regel den regulären Studierenden vorbehalten. Wo ältere und jüngere Studierende gemeinsam studieren, herrscht eine ganz andere Dynamik. Manchmal gibt es auf beiden Seiten eine gewisse Berührungsangst, aber wenn man den Austausch zwischen Alt und Jung bewusst mit generationenübergreifenden Projekten fördert, funktioniert das immer sehr gut.
Das Gasthörerstudium ist offen für alle und kann auch ohne Abitur bzw. Matura aufgenommen werden. Allerdings ist ein Gasthörerstudium auch ein Studiengang, man sollte also grundsätzlich der Typ dafür sein.
Daraus ergibt sich eine sehr heterogene Gruppe von studierenden Senioren, wobei die Akademiker in der deutlichen Mehrheit sind. Für sie ist es wichtig zu verstehen, dass sich einige Lehrinhalte und Perspektiven seit der Zeit des eigenen Studiums verändert haben und dafür offen zu sein. Diejenigen, die im Leben sehr aktiv sind, gehen eher gelangweilt in den Ruhestand und haben sich daran gewöhnt, einen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten. Sie blicken auf eine erfolgreiche Karriere zurück und können im Alter nicht einfach aufhören, aktiv zu sein. Das Studium bietet ihnen die Möglichkeit, ihr Leben weiterhin in vollen Zügen zu genießen.
Siehe dazu Studieren im Alter – Seniorenstudium.