Seit jeher ist bekannt, dass das limbische System im Lernprozess eine zentrale Rolle spielt. Man kann sich dieses System wie einen goldenen Fluss vorstellen, der durch den ganzen menschlichen Körper strömt und zu leuchten beginnt, sobald positive Emotionen ins Spiel kommen. Wissenschaftlich wird das limbische System als sensorisches Register bezeichnet. Es ist dem Kurzzeitgedächtnis vorgeschaltet und fungiert hier als eine Art Türsteher, der entscheidet, welche Informationen tatsächlich im Gehirn ankommen. Neuroinformatiker haben herausgefunden, dass unser Gehirn pro Sekunde etwa 11 Millionen Bit an Informationen aufnimmt. Allerdings schafft es nur etwa 40 Bit pro Sekunde, diese Informationen ins Gehirn durchzulassen. Hier kommt das limbische System als entscheidender Faktor ins Spiel – es agiert quasi als Torwächter und selektiert, welche Informationen wirklich Einlass finden und welche draußen bleiben müssen.
Diese Erkenntnis ist von großer Bedeutung: Jede kognitive Aktivität, jeder rationale Denkprozess, wird von einer emotionalen Entscheidung des limbischen Systems begleitet. Etwa 0,1 bis 1 Sekunde bevor wir bewusst eine Entscheidung treffen, hat das limbische System bereits eine Selektion vorgenommen. Für diejenigen, die sich selbst für rein rational denkende Menschen halten, mag diese Tatsache zunächst schwer nachzuvollziehen sein. Inzwischen konnte jedoch durch zahlreiche Studien belegt werden, dass Reize, die beim Empfänger keine Emotionen auslösen, für das Gehirn praktisch wertlos sind. Diese Erkenntnis ist insbesondere für den Lernkontext von großer Relevanz, vor allem wenn es um die Erwachsenenbildung geht. Lehrende müssen verstehen, dass emotionale Ansprache ein entscheidender Faktor für erfolgreiches Lernen ist.
Der Lernprozess bei Erwachsenen erfordert nicht nur die kognitive Verarbeitung von Informationen, sondern auch den Einbezug emotionaler Aspekte. Das limbische System, das für die Emotionsverarbeitung zuständig ist, spielt dabei eine entscheidende Rolle. Damit Lernen effektiv stattfinden kann, muss der Unterricht also emotionale Stimuli bieten, die dieses System aktivieren. Grundsätzlich fördern alle Informationen, die für den Lernenden persönlich relevant sind, den Lernprozess. Wenn etwas Neues entdeckt wird, löst dies ebenfalls eine emotionale Reaktion im limbischen System aus. Auch die Bestätigung bereits bekannter Inhalte trägt dazu bei, dieses System anzuregen. Allerdings reagiert das limbische System ablehnend, wenn Inhalte präsentiert werden, die der Lernende nicht für glaubwürdig hält. Ebenso blockiert es, wenn die Informationen langweilig oder ohne Neuigkeitswert vermittelt werden. In solchen Fällen leitet das limbische System die Informationen oft gar nicht erst an das Gehirn weiter, was dazu führen kann, dass Lernende scheinbar aufmerksam sind, am Ende aber nichts behalten haben.
Daraus ergeben sich wichtige Konsequenzen für die Gestaltung des Unterrichts. Es braucht eine vertrauensvolle Lernumgebung, in der die Lernenden Spaß haben und sich aktiv einbringen können. Dabei sollten möglichst viele Sinneskanäle angesprochen werden, um das limbische System in vielfältiger Weise zu aktivieren. Nur so kann sichergestellt werden, dass der Lernstoff tatsächlich im Gehirn verankert wird.