Irgendwie machen wir alles gleichzeitig, und trotzdem haben wir hinterher das Gefühl, nichts getan zu haben. Warum ist das so und wie funktioniert Multitasking überhaupt? Wir zeigen Ihnen acht Mythen über Multitasking und erklären Ihnen, warum es nicht so funktionieren kann, wie wir glauben, dass es funktionieren sollte.
Stress
Das Wichtigste zuerst: Wir müssen klarstellen, dass echtes Multitasking nicht möglich ist. Das Gehirn kann sich nämlich nicht auf mehr als eine Sache gleichzeitig konzentrieren.
Stattdessen konzentriert es sich auf verschiedene Dinge sehr schnell nacheinander. Sie können zum Beispiel innerhalb weniger Sekunden eine E-Mail verschicken, eine SMS korrigieren, Ihr Frühstücksbrötchen essen und Ihrem Kollegen zuhören. Für Ihr Gehirn geschieht das aber alles nacheinander und nicht gleichzeitig.
Multitasking ist also nichts anderes als viele kleine ständige Unterbrechungen Ihres Arbeitsablaufs. Studien haben ergeben, dass diese Unterbrechungen für das Gehirn sehr anstrengend sind, weil es nicht mit einer Aufgabe beschäftigt ist, sondern mit einer Vielzahl von Aufgaben konfrontiert wird, die es in ihrer Gesamtheit überfordern.
Fehler
Wir haben bereits über eines der Probleme des Multitasking gesprochen: Es ist gesellschaftlich so akzeptiert und wird in vielen Berufen sogar vorausgesetzt, dass wir gar nicht anders können, als in unserem Arbeitsalltag Multitasking zu betreiben. Leider trägt dies zu einer allgemein höheren Fehlerquote bei, die wir oft gar nicht bemerken. Durch die nachlassende Konzentration häufen sich Flüchtigkeitsfehler.
Diese werden durch Kollegen oder technische Hilfsmittel ausgebügelt. Das wäre aber gar nicht nötig, wenn wir überhaupt konzentriert bei der Arbeit wären.
Das passiert Ihnen nicht? Doch, es passiert: Haben Sie sich schon einmal von einer Aufgabe ablenken lassen und sind ans Telefon gegangen oder haben eine Nachricht beantwortet? Danach sind Sie wahrscheinlich viel unkonzentrierter als vorher. Das ist eine große Fehlerquelle.
Multitasking ist purer Stress.
Verlust von Prioritäten
Wenn Sie ohnehin alles gleichzeitig machen, fällt es Ihnen viel schwerer, zu entscheiden, was wichtig ist und was nicht.
Interessanterweise kann es Ihnen aber helfen, Prioritäten zu setzen, wenn Sie gerade in einer Multitasking-Schleife feststecken. Bei der Arbeit ist es oft besonders schwierig, mit Unterbrechungen umzugehen. Wenn Sie Ihre Aufgaben nicht nach Prioritäten geordnet haben, werden Sie wahrscheinlich jede Aufgabe als gleich wichtig ansehen. Das kann jedoch nach hinten losgehen.
Wenn Sie eine Aufgabe bei der Arbeit beginnen, sollten Sie sie vorher nach Prioritäten ordnen. Ist die Aufgabe sehr wichtig, wichtig oder „nice to have“? Dann können Sie viel leichter entscheiden, wovon Sie sich ablenken wollen.
Gehirnschäden
In extremen Fällen kann Multitasking sogar zu dauerhaften Hirnschäden führen. Die Universität von Sussex hat herausgefunden, dass die Gehirndichte bei Menschen, die täglich zu viel Multitasking betreiben, abnimmt.
Klingt gruselig? Ist es auch, denn diese Menschen sind in der Regel weniger empathisch und haben weniger Kontrolle über ihre Gefühlswelt.
Aber das ist nicht unumkehrbar. Wenn Sie Ihre Gehirndichte zurückgewinnen wollen, sollten Sie vor allem an Aufgaben arbeiten, die eine gewisse Konzentration erfordern. Sie sollten Sie aber nicht überwältigen, denn auch das belastet das Gehirn. Am besten ist es, bei der Arbeit in einen Fluss zu kommen.
Es ist besser, sich immer nur auf eine Sache zu konzentrieren.
Verlust an Produktivität
Psychologen sind der festen Überzeugung, dass Multitasking nicht einmal das richtige Wort ist. Vielmehr ist es so etwas wie „Task Switching“. Ihren Studien zufolge verringert Multitasking die Produktivität enorm.
Wir verlieren ganze 40 %, wenn wir versuchen, so produktiv wie möglich zu sein, indem wir viel zu viele Aufgaben erledigen.
Das Problem beim Multitasking besteht darin, dass man, sobald man eine Aufgabe gewechselt hat, immer wieder zu der aktuellen Aufgabe zurückkehren muss. Das kostet wertvolle Zeit.
Förderung der Dummheit
Multitasking ist eine Garantie für schlechte IQ-Ergebnisse. Eigentlich ganz logisch: Wer sich auf mehrere Dinge gleichzeitig konzentriert, hat am Ende weniger Gehirnleistung für jede einzelne Aufgabe übrig. Dennoch sollte man einen IQ-Test mit äußerster Aufmerksamkeit angehen.
Es scheint irritierend, dass sich so viele Menschen dieser Erkenntnis verschließen. Obwohl jeder weiß, dass man sich theoretisch konzentrieren sollte, um seine Arbeit gut zu machen, tun es letztlich nur wenige. Ein Paradoxon.
Selbsttäuschung
Wer intensiv multitaskingfähig ist, weiß, dass man manchmal ein wenig „schlampig“ wird. Fehler passieren jedem, aber wenn man 100 Aufgaben auf einmal erledigt, gibt es 99 weitere Fehlerquellen. Schlampige Arbeit wird dann damit gerechtfertigt, dass man „nicht auf alles achten kann“, weil man „sowieso so viel macht“.
Aber damit belügt man sich nur selbst, denn jede Arbeit sollte gut gemacht werden.
Gedächtnislücken
Jede einzelne Studie über Multitasking hat gezeigt, dass nicht nur Ihre Arbeit darunter leidet, sondern auch Ihre allgemeine Gehirnleistung. Das liegt daran, dass das Gedächtnis beim Multitasking leidet. Man kann nicht so leicht Verbindungen zwischen verschiedenen Ereignissen herstellen, wenn man zum Zeitpunkt des Ereignisses abgelenkt war.
Frau Balkon
Stress und Entspannung müssen in einem ausgewogenen Verhältnis stehen, damit Sie nicht krank werden.
Kein Multitasking, aber Pausen und mehr Disziplin.
Effektiver zu arbeiten ist ein großes Unterfangen, das man nach und nach lernen muss. Sie können zum Beispiel einen kleinen digitalen Entzug üben.
Eine Steigerung der Effizienz ist vor allem dann möglich, wenn Sie Ihre Prioritäten richtig setzen. To-do-Listen können dabei sehr hilfreich sein.
Entspannung ist genauso wichtig wie Anspannung. Richten Sie sich die richtige Abendroutine ein und Sie werden merken, dass sie Ihnen im Alltag sehr gut tut.