Die Loci-Methode ist eine der ältesten und bewährtesten Methoden, sich Dinge in einer bestimmten Reihenfolge zu merken. Schon die Griechen und Römer nutzten sie, um sich in freier Rede wichtige Begriffe einzuprägen, was oft mehrere Stunden dauern konnte. Die Loci-Technik erfordert Ehrgeiz und ein wenig Übung. Fast alle Gedächtniskünstler arbeiten mit dieser Methode, um sich in kürzester Zeit viele Informationen zu merken. Die Loci-Methode oder Routenmethode macht sich die Tatsache zunutze, dass das menschliche Gehirn assoziativ arbeitet. Bei dieser Methode wird ein vertrauter Begriff, bei der Loci-Methode ein Ort, mit dem Begriff verknüpft, den man sich merken will. Die Verbindung zwischen dem Ort und dem Begriff, an den man sich erinnern will, sollte nicht logisch miteinander verknüpft sein. Je ungewöhnlicher die Verknüpfung ist, die man sich als Bild vorstellen muss, desto besser kann man sie lernen.
Sie wählen einen Ort, z. B. Ihre Wohnung oder ein Zimmer Ihrer Wohnung oder den Weg zur Arbeit oder zur Schule. Dann wählen Sie darin Orte aus, die sich stark voneinander unterscheiden, und prägen sich diese Orte in einer bestimmten Reihenfolge ein.
Beispiel: Sie wollen sich die folgenden 10 Wörter in der richtigen Reihenfolge merken:
Fußball, Füllfederhalter, Arbeitsbericht, Schokoriegel, Kerze, Seife, Handtuch, Kamera, Flasche, Joghurt;
Dann könnten Sie etwa so vorgehen: Zum Beispiel haben Sie sich für den Weg von zu Hause zur Arbeit die folgenden Orte in dieser Reihenfolge gemerkt:
Haustür, Gartentor, Brücke, Kiosk, Supermarkt, Maschinenhalle, Ampel, Kirche, Bahnübergang und Eingang zu Ihrem Arbeitsplatz.
Diese Orte sind in dieser Reihenfolge bildlich in Ihrem Gedächtnis verankert.
Verknüpfen Sie nun die Orte, die Sie bereits gelernt haben, mit den Begriffen, die Sie sich merken wollen. Sie bilden immer Paare zwischen einem Ort und einem Begriff, den Sie lernen wollen. Im genannten Beispiel könnte Ihnen ein Fußball entgegenspringen, wenn Sie Ihr Haus verlassen. Als Sie das Gartentor öffnen, fällt Ihr neuer Füllfederhalter plötzlich zu Boden und zerbricht. Als Sie die Brücke überqueren, sehen Sie viele Notizbücher auf der Brücke liegen, die Sie daran erinnern, dass noch ein Arbeitsbericht zu erledigen ist. Sie können die verbleibenden Begriffe auf analoge Weise mit den verbleibenden Orten verknüpfen. Um die Informationen abzurufen, müssen Sie nur den Weg von Anfang bis Ende durchlaufen.
Für den Alltag reicht es, wenn Sie sich bis zu 20 Orte merken.
Nach Ansicht von Klaus Oberauer, Leiter der Professur für Kognitionspsychologie an der Universität Zürich, kann die Routenmethode auch beim Kartenspielen wie dem Jassen helfen, indem man sich einprägt, welche Karten bereits gespielt wurden, also etwa, wie viele Trümpfe noch im Spiel sind. Beim Jassen heftet man nun Karten, die bereits gegangen sind, an die Orte, denn so kann man sich die Reihenfolge merken, indem einen Ort beispielsweise mit dem Schilten Nell verknüpft. Karten lassen sich mit verrückten und witzigen Geschichten viel einfacher einprägen, wobei es hilft, wenn man sich mehrere Karten merken muss, diese in einem Bild zusammenzufügen. Wenn etwa Rosen gespielt wird und das Ass, der König und der Bauer gegangen sind, kann man sich eine bizarre Geschichte dazu ausdenken: Das Ass macht dem König einen Heiratsantrag und der Bauer schenkt ihnen Rosen. Wie bei den meisten Methoden braucht es auch bei diesen etwas Zeit, sie so anzuwenden, dass sie hilfreich sind, den das Gehirn muss sich erst mal warmlaufen. Eine weitere wichtige Voraussetzung, sich etwas zu merken, ist, ganz und gar aufmerksam zu sein, denn Jassen ist eine soziale Tätigkeit, bei der man sich auch unterhält, im Restaurant ein Getränk bestellt oder durch andere Sachen leicht abgelenkt wird. Dann ist es wichtig, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen und die Aufmerksamkeit trotz alledem auf den Jassteppich zu lenken.
Die Loci-Technik wurde auch von der Gewinnerin des Pi-Wettbewerbs in Emden genutzt, bei dem die Teilnehmer aus ihrem Gedächtnis ohne Hilfe so viele Nachkommastellen der Zahl Pi aufzählen müssen, wie sie können. Ein Fehler muss dabei umgehend korrigiert werden und die Zeit zwischen dem Aufzählen der nächsten Zahl darf eine Minute nicht überschreiten. Die Gewinnerin Hippauf nutzte für das Lernen die Loci-Technik, bei der sie Zahlen mit Orten und Personen verknüpft, wobei sie auch immer prominente Menschen mit einbaut: Kai Pflaume beim Sonnenuntergang am Tafelberg in Südafrika oder den Mann von Ex-Kanzlerin Angela Merkel, Joachim Sauer, auf der Insel Lanzarote. Sie hatte nach einem Bericht über diesen Wettbewerb in der Hamburger Morgenpost vom 17. März 2024 ein Buch über Gedächtnistechniken gelesen. Die Polizistin benötigte drei Stunden und fünf Minuten für 18.000 Pi-Stellen.
Literatur
https://www.blick.ch/sport/tipps-fuer-ein-besseres-gedaechtnis-beim-jassen-so-merkst-du-dir-welche-karten-bereits-gespielt-wurden-id17873911.html (22-10-24)